Redlich, Josef

Person/Körperschaft

Identifier/Permalink:
Entity 9357
Address:
Armbrustergasse 15, Wien (Österreich) (1905 bis 1936)

Tätigkeit/Titel/Branche:
Universitätslehrender (1901 bis 1906)
Universitätsprofessor (spät 1900er - früh 1930er)
Reichsratsabgeordneter (1907)
Minister für Finanzen (Lammasch-Regierung) (1918)

Geburt: 18. Juni 1869 in Göding/Hodonin (Mähren)
Tod: 12. November 1936 in Wien
Identifikation Person/Körperschaft: ja
NS-verfolgt: Nein
Eigentümer: ja
: ttps://d-nb.info/gnd/118743724
Notiz: Dr. Josef Redlich (1869-1936) – Jurist, Wissenschaftler und Politiker
Josef Redlich wurde am 18. Juni 1869 in Gödingen/Hodonin, Mähren, Österreich-Ungarn als Sohn des Unternehmers (Zuckerfabrikant) Adolf Redlich (1839–1896) und seiner Ehefrau Rosa, geb. Fanto (1846 - 1908), geboren. Er stammt aus einer „assimilierten“ jüdischen Familie und konvertierte 1903 zum evangelischen Glauben. Josef Redlich hatte vier Geschwister: Fritz (1868 - 1921), Terese (1870 – 1907), Martha (1878-1894) und Irene (1882-1944).
Die Familie zog 1878 nach Wien. Josef Redlich besuchte hier von 1881-1886 das Akademische Gymnasium. 1887 schreibt er sich an der Juristischen Fakultät der Universität Wien ein. Bis 1891 verbringt er einige Semester an den Universitäten von Leipzig und Tübingen, bevor er 1891 an der Universität Wien und promovierte.
1891 nach seiner Promotion geht er zunächst nach Brünn in die Statthalterei. Seine Ausrichtung auf eine wissenschaftliche Karriere erfolgt 1897 nach der Heirat mit Alice Simon. Er wird regelmäßiger Mitarbeiter der Wochenzeitschrift „die Zeit“ und bleibt dies auch nach seinem Zerwürfnis mit den Chefredakteuren Kanner und Singer bis 1909/10. Nach seiner Habilitation 1901 verfolgte er zunächst eine wissenschaftliche Karriere im Staats- und Verwaltungsrecht und wurde 1907 als außerordentlicher Professor an die Universität Wien berufen. Von 1908 bis 1918 lehrte er als ordentlicher Professor Verfassungs- und Verwaltungsrecht, mit der Spezialisierung auf Kommunalrecht, vor allem Großbritanniens, an der Technischen Universität Wien. Von 1926 bis 1935 lehrte Redlich an der Harvard University (Cambridge, Massachusetts, USA) und wurde 1927 in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen.
Schon in seiner Jugend betätigte er sich politisch und galt als gemäßigter Deutschnationaler. Er war ab 1906 zunächst Abgeordneter im Mährischen Landtag und wurde bei den ersten Reichstagswahlen 1907 für die Deutschfortschrittliche Partei in den österreichischen Reichsrat gewählt - diesem gehörte bis zum Ende der Monarchie an.
Vom 27. Oktober 1918, am Ende der zerfallenden Donaumonarchie, war Josef Redlich im Ministerium Lammasch zwei Wochen lang k.k. österreichischer Finanzminister. Er wirkte am 9. und 10. November an der Textierung der Verzichtserklärung Kaiser Karl I., die dieser am 11. November 1918 unterzeichnete, mit. Am gleichen Tag enthob der Kaiser die Regierung ihres Amtes und JR wurde mit der Würde eines geheimen Rates ausgezeichnet und pensioniert. 
Als Reichsratsabgeordneter war JR weiter vom 21. Oktober 1918 bis zum 16. Februar 1919 Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung. Vom 15. Januar 1931 bis zum 1. Februar 1936 fungierte er als Deputy Judge am Ständigen Internationalen Gerichtshof im Den Haag. Vom 20. Juni bis zum 5. Oktober 1931 war er in der christlich-sozialen Bundesregierung als Finanzminister tätig, aus der er am 6. Oktober 1931 ausschied.
Josef Redlich hatte aus erster Ehe einen Sohn. Aus seiner zweiten Ehe mit Gertrude Ida  Flaschar stammten zwei Töchter.
Er starb am 11. November 1936 in Wien und wurde in einem Ehrengrab auf dem Döblinger Friedhof beigesetzt. Seine Frau liegt hier ebenfalls.
Getrude Redlich übersiedelt nach Kriegsbeginn mit ihren Töchtern in die USA und kam nach Kriegsende zurück nach Österreich.
In einer Rezession zu den "Schicksalsjahre Österreichs. Erinnerungen und Tagebücher Josef Redlichs 1869-1936", herausgegeben von Fritz Fellner und Doris A. Corradini, wird ein privater Bibliotheksraum mit 140 Quadratmetern im Hause Josef Redlichs erwähnt. Dies lässt vermuten, dass hier eine umfangreiche Privatbibliothek untergebracht war. Wohnsitz war der Wien Bezirk 19-Döblingen, Armbrustergasse 15.
Der umfangreiche Nachlass Josef Redlichs mit Tagebüchern, Briefen und Notizen hat der Historiker Fritz Fellner, der den Nachlass von JR`s Frau Gertrude geerbt hatte, 2011 der Österreichischen Nationalbibliothek geschenkt. Dies entspricht auch dem Wunsch der Witwe, den Nachlass in Österreich zu halten.
Wir gehen derzeit davon aus, dass Josef Redlich seine Bibliothek oder Teile davon möglicherweise an die Bibliothèque du Centre Européen de la Dotation Carnegie pour la Paix Internationale in Paris vermachte. Auch vorstellbar wäre eine Schenkung durch die Erben.
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